
Das 1x1 der Lebensmittelverpackung
Um es ganz basic zu halten: Jedes Lebensmittel hat andere Inhaltsstoffe, und deshalb muss eine Verpackung gewährleisten, dass all diese Inhaltsstoffe optimal geschützt sind, damit unter anderem die Haltbarkeit des Produkts bestehen bleibt. Papier an sich kann das leider nicht vollständig leisten, denn:
- Es ist licht- und luftdurchlässig, was bei bestimmten Lebensmitteln den Oxidationsprozess beschleunigt und dadurch ihre Haltbarkeit verkürzt. Viele Lebensmittel benötigen außerdem einen Schutz vor UV-Licht, um ihre Nährstoffe und ihren Geschmack zu bewahren. Da Papier alleine keinen ausreichenden Lichtschutz bietet, werden zusätzliche Materialien wie z. B. metallisierte Folien benötigt.
- Im Gegensatz zu Kunststoffverpackungen wie z. B. PET, die eine effektive Sauerstoffbarriere bieten, ist Papier durchlässig für Gase. Empfindliche Lebensmittel können also in reinen Papierverpackungen schneller oxidieren und verderben. Aus diesem Grund sind Beschichtungen notwendig, wie – Achtung, komplizierter Name – Ethylenvinylalkohol, kurz EVOH.
- Erinnerst Du Dich noch an das Malen mit Wasserfarben im Kunstunterricht und daran, wie sich das Papier immer gewellt hat? That’s the point: Papier bietet von Natur aus keine ausreichende Barriere gegen Feuchtigkeit. Um Lebensmittel vor Feuchtigkeit zu schützen, sind deshalb auch hier spezielle Beschichtungen notwendig. Dafür werden z. B. Wachse, biobasierte Kunststoffe oder andere hydrophobe, also wasserabweisende Materialien verwendet.
- Genau wie bei Feuchtigkeit hat Papier auch für fetthaltige Lebensmittel keine ausreichende Barriere. Das Fett durchdringt also das Papier und macht es unbrauchbar. Auch hier werden in der Regel zusätzliche Beschichtungen aufgetragen, die oft auf fossilen Rohstoffen basieren.
Wenn Du jetzt denkst: „Aber es gibt doch Papierverpackungen! Was erzählen die denn?“, dann können wir sagen: „Es ist nicht immer das, wonach es aussieht.“ Denn die meisten Papierverpackungen sind keine puren Papierverpackungen. Manche sehen äußerlich zwar wie solche aus, enthalten jedoch im Inneren eine dicke Schicht eines anderen Materials, um so widerstandsfähiger gegen Feuchtigkeit, Fett und äußere Einflüsse zu werden. Diese Verbundverpackungen lassen sich nicht trennen und sind daher nicht recycelbar. Es gibt aber mittlerweile auch hochwertige, echte Papierverpackungen auf dem Markt, die viele der genannten Herausforderungen meistern. Auch sie verfügen über eine Schutzbarriere, die allerdings maximal 5 % der Gesamtverpackung ausmacht. Dadurch ist die Papierverpackung im Altpapier recycelbar.
Doch auch bei diesem tollen Verpackungsmaterial müssen andere Faktoren betrachtet werden. So müssen Verpackungen nicht nur die Inhaltsstoffe und Beschaffenheit des Produkts erhalten können, sondern es auch vor Belastungen während der Produktion und Lagerung schützen. Gerade bei schweren oder druckempfindlichen Lebensmitteln bietet Papier hier leider nicht die benötigte Festigkeit und Stabilität. Es könnte reißen oder sich verformen, insbesondere unter der Belastung während der Produktion, beim Transport oder bei der Lagerung. Aber auch in Deinem Rucksack muss die Verpackung Deiner Snacks manchmal einiges aushalten.
Also ciao, Papierverpackung?
Wenn Du jetzt denkst, dass es aussichtslos scheint, Lebensmittel in Papier zu verpacken, können wir Dich etwas beruhigen: Es ist nicht unmöglich, aber es kostet eben Zeit. Denn um all die genannten Punkte erfüllen zu können und so die Sicherheit der verpackten Lebensmittel sicherzustellen, müssen Papiermaterialien strengen Vorschriften für den Lebensmittelkontakt entsprechen. Und dieser Nachweis über die Lebensmittelsicherheit einer Verpackung muss durch Zertifikate gesichert werden.
Wie oben bereits erwähnt, gibt es eine Papierverpackung, die den genannten Anforderungen, inklusive des Recyclings im Altpapier, gerecht wird – genau diese testen wir gerade. Im Folgenden wollen wir Dir einen kleinen Einblick in unseren Prozess liefern und wo wir gerade stehen:
Zunächst haben wir die bisher verwendete Kunststofffolie gegen eine Papierbahn mit einer dünnen Barriereschicht 1:1 in der Produktionsmaschine ausgetauscht. Ganz so einfach ist es allerdings dann doch nicht, wie wir feststellen mussten. Da das Papier immer wieder gerissen ist, haben wir die Geschwindigkeit der Maschine heruntergefahren. Natürlich wollen wir aber nicht, dass Du zu lange auf Nachschub Deiner Lieblingssnacks warten musst, weshalb wir gerade dabei sind, mit ausgewählten Partnern tiefer in die Thematik einzusteigen, um auch die technischen Hürden zu meistern. Da wir auch sicherstellen wollen, dass die Schutzbarriere nicht durch Knickstellen im Prozess beschädigt wird, müssen wir Maschinenteile wie z. B. eine Formschulter austauschen. Die Formschulter ist sehr scharfkantig, was für eine Kunststofffolie kein Problem darstellt, für Papier aber schon. Deshalb muss weiter analysiert werden, wie die Papierbahn optimal eingesetzt werden kann.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Herausforderungen beim Verpacken von Lebensmitteln in Papierverpackungen verschiedene Gründe haben: die Materialeigenschaften von Papier, die Anpassung der Maschinen auf das neue Material, die Vorschriften, denen Papierverpackungen entsprechen müssen und die Bedenken hinsichtlich der ökologischen Nachhaltigkeit bezogen auf den Holz- und Wasserbedarf bei der Papierproduktion sowie das Recycling von Verbundverpackungen. Puh, klingt erst mal schwierig und die Bewältigung dieser Probleme erfordert Innovationen beim Design und den Materialien. Wir sind auf jeden Fall weiter dran, denn wir wären ja nicht KoRo, wenn wir nicht immer auf der Suche nach der besten Lösung für Dich wären.