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🗓 21.12.23 👤 Karin Tröller

Fünf Vorurteile über Fleischersatz

POV: Es ist Sonntag, Du bist beim Essen mit der ganzen Familie und es gibt Burger. Du bist natürlich bestens vorbereitet und freust Dich schon auf Deinen Burger mit dem neuen veganen Patty.

Fünf Vorurteile über Fleischersatz

Neues Normal?

Du stellst Dir wie die anderen den perfekten Burger aus Brötchen, SoßenPatty, Salat, Tomaten, Gurken und Zwiebeln zusammen. Hach, es kann so einfach sein. Beim Anblick des Burgers läuft Dir das Wasser im Mund zusammen und Dein Burger ist top – doch dann kommt der erste Kommentar: „Warum isst Du denn Ersatzprodukte?“ oder „Da kannst Du doch gleich echtes Fleisch essen“ gefolgt von „Du weißt aber schon, dass für Dein Soja-Patty der Regenwald abgeholzt wird?“ oder „Also gesund ist das ja nicht, so viel Chemie wie da drin ist.“ und „Wo bekommst Du denn Deine Proteine her?“. Wer kennt es nicht, die guten alten Vorurteile gegenüber Ersatzprodukten? Meistens entstehen diese Vorurteile durch fehlendes Wissen und nicht alle meinen es böse. Es kommt auch öfter vor, dass da auch eine gewisse Neugierde dahintersteckt. Für alle Familienmitglieder, die ernsthaft interessiert sind, mehr über Fleischersatzprodukte zu erfahren und ihre Vorurteile aufbrechen wollen, haben wir hier gängige Vorurteile aufgelistet und diese widerlegt. Dabei stützen wir uns zusätzlich auf die Aussagen von Arzt Aljosha Muttardi, der im Juli dieses Jahres vier Ernährungsmythen mit KoRo aufgeklärt hat. So kannst Du beim nächsten Familienessen, wenn nötig, mit Fakten kontern.

Vorurteil 1: Wenn man kein echtes Fleisch essen will, dann braucht man auch kein Fleischersatzprodukt.

Hier sollten wir erst mal den Grundgedanken des Veganismus klären: Veganismus ist eine rein ethische Bewegung. Es geht also darum, jegliches Tierleid zu boykottieren und sich für Alternativen auszusprechen. Das Schaffen von pflanzlichen Alternativen unterstützt dies enorm, da dem Konsum von tierischen Produkten so vorgebeugt werden kann, ohne Geschmack oder Textur zu kompromittieren. Denn Essen ist mit vielen Emotionen verbunden. Du hast bestimmt auch dieses eine Lieblingsgericht aus der Kindheit, das Du nicht missen möchtest. Kein Wunder, denn viele Veganer:innen sind eben mit omnivorer Ernährung aufgewachsen und einige mögen daher den Geschmack von Fleisch. Um dieses nostalgische Gefühl sowie die vielen Rezepte mit Fleisch nicht aus dem Leben streichen zu müssen und gleichzeitig genießen zu können, nutzen viele pflanzliche Alternativen. Es geht Veganer:innen bei der Entscheidung gegen Fleisch nicht immer darum, dass sie den Geschmack von Fleisch nicht mögen. Es handelt sich stattdessen oft um eine rein ethische Entscheidung. Zudem konsumieren nicht nur Veganer:innen pflanzliche Alternativen, sondern auch Menschen, die sich nicht strikt pflanzenbasiert ernähren. Durch das Schaffen von Fleischalternativen sinkt der Fleischkonsum, wodurch unter anderem weniger Tierleid entsteht.

Vorurteil 2: Vegane Ersatzprodukte sind ungesund.

Das Argument, dass die veganen Ersatzprodukte ungesund und voller Zusatzstoffe seien, kommt auch immer wieder auf. Aljosha sagt hier: „Bei Fleischalternativen geht es vor allem darum, Menschen den Umstieg zum Veganismus leichter zu machen. Die meisten Fleischalternativen bestehen aus einer Proteinbasis, zum Beispiel Erbsen und Soja. Dann brauchen wir einen Geschmacksträger, wie zum Beispiel Rapsöl oder Sonnenblumenöl. Dann kommen meistens noch Gewürze und/oder Geschmacksverstärker hinzu. Und wie fast immer im Leben gilt: Die Dosis macht das Gift! 

Natürlich sollten wir uns nicht jeden Tag nur von Fleischalternativen ernähren, sondern auch viel frisches Obst und Gemüse sowie wenig verarbeitete Produkte essen. Schaut man aber mal auf verarbeitetes Fleisch, wie Wurst: Hier hat die WHO bzw. die internationale Agentur für Krebsforschung zum Beispiel festgestellt, dass der tägliche Verzehr das Risiko an Kolorektal­karzinomen (Krebs) zu erkranken um 18 % erhöht. Zusammengefasst kann man sagen, dass vegane Alternativprodukte eine ethische Alternative darstellen, aber keine gesundheitliche. Versucht also eher viel frisches Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und wenig verarbeitete Produkte zu essen.“

Vorurteil 3: Veganer:innen fehlt es an Proteinen.

„Aber wie deckst Du denn Deinen Proteinbedarf, wenn Du nur Pflanzen isst?“ Klassiker, kein Dinner mit der Family ohne die Frage nach dem Protein.

„Ist das Protein in Fleisch nicht qualitativ hochwertiger als das pflanzliche Protein?“ Schauen wir uns erst mal die Grundlagen an: Proteine sind im Trend, High-Protein-Produkte in jedem Supermarkt erhältlich und man hört überall, wie wichtig es ist, den Proteinbedarf zu decken. Aber was sind Proteine denn eigentlich genau und wieso ist es so wichtig, genügend Proteine aufzunehmen?
Aljosha klärt auf: „Proteine, auch Eiweiße genannt, bestehen aus essenziellen und nicht-essenziellen Aminosäuren. Die essenziellen müssen wir extern über die Nahrung zuführen, weil der Körper sie nicht selbst herstellen kann. Bei den nicht-essenziellen ist das nicht nötig. [...] Wenn ihr vegan lebt, könnt ihr im Normalfall als durchschnittliche erwachsene Person problemlos euren Proteinbedarf decken. Da jeder Körper aber anders ist, kann dies von Person zu Person unterschiedlich sein. Die Qualität der Proteine meint die biologische Wertigkeit. Das bedeutet die Effizienz, mit der der Körper die Proteine in körpereigene umwandeln kann. Je ähnlicher Lebensmittel den körpereigenen sind (also tierische Proteine), desto hochwertiger, weil effizienter.“

Aber Achtung, das bedeutet nicht, dass pflanzliche Proteinquellen ineffizient und dadurch schlechter sind. Das Aminosäurespektrum kann durch eine ausgewogene Kombination pflanzlicher Lebensmittel über den Tag hinweg easy gedeckt werden. Also greif zu Sojabohnen, Linsen, Erbsen, Getreideprodukten oder Nüssen.

Vorurteil 4: Regenwald wird für Soja abgeholzt und schadet der Umwelt.

Während sich Dein Onkel oder Deine Tante gerade denkt, das ultimative Totschlagargument gefunden zu haben, kannst Du den Ball entspannt zurück spielen. Es werden nämlich große Teile – 73 %, um genau zu sein – des Regenwaldes in tropischen und subtropischen Regionen für die Landwirtschaft, insbesondere die Viehwirtschaft abgeholzt. Es stimmt zwar: Auch für den Anbau von Soja werden viele Flächen gerodet. Allerdings wird ein großer Teil dieses Sojas nicht für die Herstellung von Tofu oder Fleischersatzprodukten genutzt, sondern primär als Futtermittel für Vieh verwendet. Sage und schreibe 80 % des weltweit produzierten Sojas wird an Nutztiere verfüttert und landet somit indirekt auf unseren Tellern. Um das Protein aus Soja für die menschliche Ernährung zu nutzen, indem es an Tiere verfüttert wird und so als Fleisch auf unserem Teller landet, wird deutlich mehr Soja und Anbaufläche benötigt, als wenn Soja direkt von der Bevölkerung verzehrt werden würde. 

Vorurteil 5: Vegane Ernährung/Ersatzprodukte sind zu teuer.

„Vegane Fleischersatzprodukte sind so teuer!“ oder „Vegane Ernährung kann sich nicht jede:r leisten!“

Es besteht weiterhin das Narrativ, vegane Ernährung sei teuer. Das liegt daran, dass die meisten Menschen denken, sich vegan zu ernähren, bedeute tierische Produkte 1:1 mit Ersatzprodukten zu ersetzen. Das spiegelt die Ernährung der meisten Veganer:innen allerdings nicht wider. Ja, Fleischersatzprodukte sind oft nicht günstig und nicht jede:r hat die Möglichkeiten diese zu kaufen. Im Jahr 2021/22 waren Fleischersatzprodukte in Deutschland häufiger kostenintensiver als konventionelles Fleisch. Der Kilopreis in diesem Zeitraum lag für Fleischersatzprodukte bei 10,80 €, was verglichen mit dem Kilopreis von Schweinefleisch (7,29 €) und Geflügel (6,49 €) durchaus teuer ist. That being said – man könnte sich auch die Frage stellen, ob Fleisch so günstig sein darf. Vergleicht man nämlich den Kilopreis von Bio-Fleisch (17,65 €) mit dem von Fleischersatzprodukten, dann fällt auf, dass Fleisch aus artgerechter Tierhaltung sehr wohl teurer ist als die pflanzliche Alternative. Die Differenz ist in dem Fall 6,85 €.

Eine vegane Ernährung, die nicht nur aus veganen Ersatzprodukten besteht, muss dahingehend nicht zwingend teurer als die omnivore Ernährung sein. Komponenten wie Gemüse, Reis, Kartoffeln, Hülsenfrüchte oder Brot sind sowohl Teil der veganen als auch omnivoren Ernährung und eine kostengünstige Wahl. Abschließend kann man also sagen, dass Fleischersatzprodukte noch immer teuer sind. Ernährt man sich jedoch ausgewogen, das heißt vor allem mit den Basics und greift eher hin und wieder zum Fleischersatzprodukt anstatt zum Fleisch, ist eine vegane Ernährung preislich durchaus machbar.

 

Quellen:

1 https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/64572/WHO-Behoerde-stuft-rotes-Fleisch-und-Wurst-als-krebserregend-ein

2https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/who-verarbeitetes-fleisch-krebserregend-12300

https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/faq/faqs-vegane-ernaerung/#c3370

https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/faq/faqs-vegane-ernaerung/#:~:text=Protein%20gilt%20bei%20veganer%20Ern%C3%A4hrung,vegane%20Ern%C3%A4hrung%20gew%C3%A4hrleistet%20werden%20kann

https://www.wwf.ch/de/stories/mein-steak-und-der-regenwald-10-mythen-ueber-die-zerstoerung-der-waelder

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1351226/umfrage/preisvergleich-fleisch-fleischersatz/ 

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